Wie man einen Verein gründet
Ab und an werde ich gefragt, wann und von wem eigentlich „The Clansmen“ gegründet wurden. Colin legt dann sofort los mit seiner Erklärung, welche – wer ihn kennt wird es ahnen – etwas länglich ausfällt und durchaus einen ganzen Abend in Anspruch nehmen kann. Nichtsdestotrotz ist sie in den Kernbestandteilen wahr, aus seiner Sicht. Da ein jeder die Vergangenheit etwas anders reflektiert, weicht meine Sicht in den Details ein wenig ab, aber nur marginal. Möglicherweise liegt es daran, dass seine Phantasie einen etwas anderen Weg gewählt hatte als die meine. Doch letztlich trafen sich beide Phantasiewelten in einem Punkt – „The Clansmen“ …
Aber zunächst standen „The Clansmen“ überhaupt nicht auf dem Plan. Los ging es immerhin auf recht schottische Weise …
Es war kalt und regnerisch, nicht zu kalt, na eben schottisch kalt. Wie üblich trafen wir uns des Abends im Pub bei einem Bier. Vielleicht ist auch ein kleiner Whisky dabei gewesen, na ja vielleicht, ich weiß es nicht mehr. Man kommt ins Plaudern und Lachen, von diesem und jenem und über dieses und jenes und, wer Colin kennt weiß schon was jetzt kommt – auch von Schottland. Mittlerweile fühlte ich mich von seiner Heimat schon so inspiriert, dass ich nächtelang hätte zuhören können. Wir prosteten uns zu und dann fiel der entscheidende Satz zu schon vorgerückter Stunde: „Morgen ist St. Andrews Day, der schottische Nationalfeiertag“, leitete Colin ein. „Komm doch mit mir mit in die ‚Whisky und Zigarren Lounge‘ in Ilten! Da wird auf schottisch gefeiert!“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Also gesagt, getan.
Anderntags befand ich mich des Abends mit Colin auf dem Weg nach Ilten. Das Wetter entsprach dem des Vortags, also klassisch schottisch. Beim Eintritt in die Lounge empfing uns wohlige Wärme und die mitreißende Atmosphäre von Scottish Folk. In die mit feinem Holz verkleideten Wände waren auf der einen Seite kleine Türchen eingearbeitet, gerade wie bei einem Adventskalender. „Das sind die Whiskyfächer“, erläuterte Colin. Großartig! Meine Begeisterung für Schottland kletterte in einem Satz gleich weitere drei Stufen höher.
Wir nahmen erst einmal Platz an einem sehr ansprechend gedeckten Tisch, auf dem auch die Whisky-Gläser in Form der nosing glasses nicht fehlten. Der präsentierte schottische Folk nahm mich gefangen, ohne dass mir damals bewusst war, dass ich da durchweg die Lieder von Robert Burns hörte. Und dann kam mit Heiko Postma der Hauptakteur des Abends an das Podium. Kraftvoll intonierte er die „Address to a Haggis“ – auf deutsch! Es hat mich einfach hingerissen, sowohl die servierte Speise als auch die Rezitation. Dazu ein angenehmer schottischer Whisky … Was braucht der Mensch mehr, um sich in einer Wohlfühlatmosphäre zu rekeln?!
Heute würde ich sagen: „… Die Nacht flog hin mit Sang und Toben …“. Nun ja, und auch der Whisky ward immer mehr zu loben … Bei alledem fühlte man sich in Schottisch-Ilten wie zu Hause und vielleicht auch wie Tam O’Shanter, denn letztlich ward um die finst’re Mitternacht … nicht gerade der Gaul vor’s Tor gebracht, aber Tricia kam uns mit dem Auto abholen, was eine moderne Version des Tam O’Shanter suggeriert. Auch verfolgte uns keine Hexenschar. Wir waren wohlbehütet in Tricias Obhut. Doch in meinem Kopfe spukte es noch und irgendwie entfuhr mir der wohl entscheidende Satz „Das müssten wir auch einmal machen!“
Wer Colin kennt, weiß, dass man so etwas nicht umsonst sagt. Und einmal gepackt, hat es mich seitdem auch nicht mehr losgelassen. Das war 2008. Mit Enthusiasmus haben wir für 2009 unser erstes Burns Supper vorbereitet und im März den Verein The Clansmen gegründet.
Ja, so war das – zumindest in meiner Erinnerung. Vielleicht sollte ich Colin hierzu noch einmal befragen …