The Whistle
Eine Ballade
„Die eigentliche Geschichte der Flöte ist kurios,“ sagt Burns, „ich werde sie hier wiedergeben.“
„Im Gefolge der Anna von Dänemark befand sich, als sie mit unserem James VI. nach Schottland kam, auch ein dänischer Gentleman von gewaltiger Statur und Tapferkeit und ein unvergleichlicher Champion des Bacchus. Er hatte eine kleine Flöte aus Ebenholz bei sich, welche er zu Beginn von Gelagen auf den Tisch legte, und wer immer als Letzter in der Lage war, sie zu blasen (also, wenn jeder andere sonst aufgrund der Kraft der Flasche nicht mehr in der Lage dazu war) konnte die Flöte als Trophäe seines Sieges mitnehmen.
Der Däne legte Zeugnisse seiner Siege ab, mit nicht einer einzigen Niederlage, an den Höfen von Kopenhagen, Stockholm, Moskau, Warschau und einigen der eher unbedeutenden Höfe in Deutschland, und forderte die schottischen Bacchanalen auf, entweder seine Kraft auf die Probe zu stellen oder andernfalls ihre Unterlegenheit anzuerkennen.
Nach vielen Ausfällen auf Seiten der Schotten traf der Däne auf Sir Robert Lawrie of Maxwelton, Vorfahre der anwesenden Baronin gleichen Namens. Dieser brachte nach drei Tagen und drei Nächten harten Wettkampfes den Dänen schließlich unter den Tisch,
und blies auf der Flöte sein schrilles Requiem.
Sir Walter, Sohn des vorerwähnten Sir Robert, verlor späterhin die Flöte an Walter Riddel of Glenriddel, welcher mit einer Schwester von Sir Walter vermählt war.
Am Freitag, dem 16. Oktober 1790, stand die Flöte erneut zum Wettstreit, auf Friars-Carse, wie es in der Ballade des anwesenden Sir Robert Lawrie of Maxwelton; Nachfahre von Robert Riddel, Esq., von Glenriddel, direkter Nachfahre und Repräsentant von Walter Riddel, welcher die Flöte gewonnen hatte und in dessen Familie sie verblieben war; und Alexander Ferguson, Esq., of Craigdarroch, ebenfalls Nachfahre des großen Sir Robert, welch letztgenannter Gentleman die hart errungenen Ehren aus dem Felde mitnahm.“
Die Flöte
Eine Ballade
Übertragung ins Deutsche von B. Horlbeck, 2024
I
Ich sing über eine Flöte, einer Flöte aus wertvollem Holz,
Ich sing über eine Flöte, die des Nordens Stolz.
Sie ward an den Hof unseres schottischen Königs gebracht,
Und im Klang dieser Flöte schwingt ganz Schottland in Pracht.
II
Old Loda, noch immer führend den Arm des Fingal,
Sendet als Gott hernieder den Schall –
„Diese Flöte sei deine Probe, gewinn sie für Schottlands Ehr‘,
trink sie alle zur Hölle! Oder du siehst mich nie mehr!“
III
Schon alte Poeten haben‘s besungen und die Chroniken erzählen es allen,
Welcher Champion gesiegt und welcher Champion gefallen:
Des großen Loda’s Sohn war noch immer zum Kampfe gewillt,
so dass auf der Flöte sein lautes Requiem schrillt.
IV
Bis Robert, der Lord der Hügel und Klippen in Nebel und Dampfe,
unbesiegt an der Flasche, nie geschlagen im Kampfe,
trank gottgleich in Zügen, die so tief wie das Meer,
keine Gezeiten war‘n wilder und mehr schwankend als er.
V
So errang der siegreiche Robert die Trophäe, nach der er gestrebt,
und die fortan in seinem Hause über viele Jahre verlebt.
Bis drei edle Chieftains von seinem Blut,
Zum heiteren Wettkampf wieder fassten den Mut.
VI
So kamen zusammen drei fröhliche Burschen mit reinem Herzen;
Craigdarroch, berühmt in Witz, Wort, Recht und mit Scherzen,
und der treue Glenriddel, so begabt in alten Münzen und Scheinen,
und der gallante Sir Robert, gar belesen in alten Weinen.
VII
Craigdarroch begann mit gar geschmeidiger Zunge und Sinnen,
und wünschte Glenriddel, dass er möge die Trophäe gewinnen,
sonst rufe er alle Chieftains zum Weine heran,
Um nochmals zu prüfen, wer hier der rechte Mann.
VIII
„Beim Gott unsrer Vorfahr’n“, gab Glenriddel zurück,
„bevor ich aufgebe das gloriose Stück,
beschwör ich den Geist des Rory Mor als Fanal,
und stoß an sein Horn über zwanzig Mal.“
IX
Sir Robert, ein Soldat, für den zwar kein beredtes Zeugnis bekannt,
der aber weder Freund noch Feind je den Rücken gewandt,
sprach d’rauf „Streckt her diese Flöte, als Preis für mein Leben“,
eher würde er knietief im Rotwein enden als ihn aufzugeben.
X
Unsere Helden wenden sich zum Platz von Glenriddel,
berühmt für das Ertränken von Sorgen und andere Mittel,
doch auch für Wein und Willkommen nicht minder bekannt,
wie für liebreiche Damen mit Sinn und Verstand.
XI
Als Zeuge des Wettstreits wurde ein Barde gewählt,
der künftigen Generationen vom Geschehen erzählt,
ein Barde, dem fremd alle Trauer und üble Mär,
und sich wünschte, dass Parnassus ein Weingarten wär.
XII
Als das Dinner vorüber, kamen zum Rotwein die wackeren Leute,
und jeder neue Korken ward neue Quelle der Freude,
sie schwelgten in Freundschaft und der Seele Funken,
und die Banden wurden fester, je mehr sie getrunken.
XIII
Die Männer wurden lauter, je mehr Wein füllt‘ die Becher,
Selbst der leuchtende Phoebus wurd‘ nie Zeuge so freudvoller Zecher,
sie jetzt verlassen, verhieße ihm Kummer und Sorgen,
Doch der Artemis‘ Trost galt dem nächsten Morgen.
XIV
Als schier sechs Flaschen geleert in jener fröhlichen Nacht,
hatte der gallante Sir Robert seinen Kampf zum Ende gebracht,
goss in den Becher eine ganze Flasche vom Roten,
und schwor, dies sei die Art, wie es die Vorfahr‘n geboten.
XV
Der werte Glenriddel, der gar vorsichtig und gescheit,
war nicht länger zu solch gottlosem Wettkampf bereit:
Ein Ehrenmann, trunken torkelnd im Weine!
Das unfaire Geschäft ist was für Gemeine.
XVI
Hart kämpfte Sir Robert bis fast zum Erliegen,
Aber wer trotzt dem Schicksal und randvollen Krügen?
Verschwindet ein Held, so kehrt er im Lichte wieder;
und Phoebus erhob sich und der Ritter fiel nieder.
XVII
Als Nächstes erhob sich unser Barde, gar prophetisch beim Trinken:
„Craigdarroch, du wirst erstrahlen, wenn auch Leib und Seele versinken!
Wenn du in unsterblichen Reimen aufsteigst von diesem Erdenorte;
Komm – nimm noch eine Flasche – und trink sie an der Himmelspforte!“
XVIII
„Deine Reihen, die an der Seite von Bruce, konnte niemand beugen,
Wieder und wieder werden sie Helden und Patrioten zeugen:
So sei dein der Lorbeer und mein die Essenzen,
deinen Sieg wird die Helle des Tages umkränzen!“