Kirkton Jean
Die Kirkton Jean in Tam O’Shanter hat offenbar eine wahre Repräsentantin gehabt, nämlich Jean Kennedy (geboren 1738), die Tochter eines Alexander Kennedy. Sie wurde geboren in einer Ortschaft namens Crossraguel. Zusammen mit ihrer Schwester Anne betrieb sie ein kleines, aber respektables Inn in Kirkoswald nahe Ayr. Da die beiden Damen auch die Leddies genannt wurden, nannte man das Inn auch „The Leddie’s House“, woraus Robert Burns im Tam O’Shanter zunächst „the L_d’s house“ machte, woraus dann später durch ihn selbst oder vielleicht auch andere „the Lord’s house“ wurde. So ist, wie vielfach in unserer Welt, das vermeintlich Göttliche auf sehr irdische Umstände zurückzuführen.
Wenn wir den Tam O’Shanter als eine Momentaufnahme des Schottland im späten 18. Jhrh. betrachten, so nimmt Jean eine durchaus prägende Rolle ein, die über die flüchtige Erwähnung in dieser Ballade hinausgeht. Tam ist ein einfacher Mann, der sich offenbar mit ein bißchen Landwirtschaft gerade so durchschlägt. Innerhalb dieses mühseligen täglichen Wirtschaftens nimmt seine Frau Kathy sicher eine zentrale Rolle ein, fallen ihr doch alle wesentlichen Pflichten des Alltags zu. Die kleinen Freuden des Lebens finden zumeist außerhalb des häuslichen Umfeldes statt.
Warst du beim Müller Korn zu mahlen,
soffst du so lang du konntest zahlen,
und wenn der Schmied dein Pferd beschlug,
so leertet ihr ein Dutzend Krug‘, …
Kathy hatte daran keinen Anteil. Kein Wunder, dass das Shanter cottage für Tam ein Ort war,
wo uns’re Alte sitzt und schilt
die Stirne zieht in finst’re Falten,
um ihren Groll schön warm zu halten.
Der Markttag in Ayr war demgegenüber ein Tag der Ausgelassenheit, wo man auch mal ein Schwätzchen halten konnte, natürlich mit einem Bier, um die Sorgen des Alltags hinter sich zu lassen.
Indessen sitzen wir beim Stout
und werden blau und ziemlich laut.