2015 Lassies‘ Reply
Birgit Horlbeck, Burns Supper 2015
Ihr lieben, großartigen Burschen, Familienväter, … einfach Männer,
nach so viel Großmut, Aufopferung und Hingabe, die Ihr uns zuteil werden laßt, ist es Zeit, dass auch Ihr von uns Lassies, unser Fett kriegt, denn das braucht ja der Körper, insbesondere der männliche, um sich funktionsfähig zu halten und nicht anfängt zu quietschen. Einige unserer geliebten Lads halten Whisky für das bessere Mittel gegen das Qietschen. Bitte sehr, Lads – join us in the Toast
To our perfect non-squeaking Lads!
Nachdem wir nunmehr auf so männliche Art erst einmal den Kopf frei bekommen haben, wende ich mich den Gedanken zu, die sich durch meinen Kopf bewegten, als ich mir darüber klar wurde, welch schwieriger Sache ich mich mit meiner Bereitschaft verschrieben hatte, Männern eine angemessene Antwort auf ihre hintergründigen Komplimente zu geben. Denn sie warten ja geradezu darauf, dass wir damit in die gestellte Falle tappen und ihre argumentatorische Unschlagbarkeit untermalen. Es kostet mich zwar immer etwas Überwindung, aber meistens tue ich es dennoch, denn wer will schon einen zerschmetterten, und von Selbstzweifeln zermürbten quietschenden Mann an seiner Seite haben?!
Also gut, nachdem ich meiner dankbaren Wochenendaufgabe nachgekommen war, meinem besten Ehemann von allen eine quietschfreie Woche zu sichern, setzte ich mich in den Zug, um meine bescheidene Wochenaufgabe anzugehen und dachte über das Problem nach. Was haben sie nicht alles für uns erfunden: F-Punkte, Handtaschen, jetzt auch noch Bagmen. Was wird noch kommen?! Sie sind einfach unermüdlich, vor allem im Erfinden. Der erwähnte beste Ehemann von allen erfindet am liebsten Gründe, warum gerade dem, was ich für dringend erforderlich halte, eine sehr untergeordnete Rangfolge gebührt. Natürlich braucht er hierfür etwas Zeit, wofür seine Artgenossen z.B. die Sportschau erfunden haben. Nun könnte man fragen, was passieren würde, wenn man ihm diese Zeit nicht ließe. Ihr wißt es selbst. Viele Frauen haben das bereits probiert und die Männer haben das bis heute noch nicht kapiert, warum Frauen gelegentlich so schnell und ohne Unterbrechung sprechen. Aber es hat keinen Zweck, was passiert dann mit dem besten Ehemann von allen? Er fängt an zu quietschen – oder kriegt einen richtigen Männerschnupfen, wie meine Tochter sagt! Nein, dann lieber einen Toast
To our perfect non-squeaking Lads!
Zurück zu meiner ideellen Auseinandersetzung mit der männlichen Psyche während der Zugfahrt. Man könnte meinen, für ein solches Monstrum wäre eine Zugfahrt zu kurz, es sei denn, man ist in die transsibirische Eisenbahn gestiegen und will nach Wladiwostok. Aber ich brauche sie ja nicht in ihrer Gesamtheit. Diese verstehen sie ja, trotz ausdauernder Pub-Besuche, in denen sie diese kleine, flinke, ängstliche Seele zärtlich umsorgen, selbst nicht so recht.
Jedenfalls habe ich ein Männerbuch gelesen, von Ephraim Kishon, einem männlichen Satiriker, um mir etwas mehr Zutritt zur männlichen Psyche zu verschaffen. Und da passierte es. Ich las die Geschichte mit dem verharmlosenden Titel „Franzi“ und ich erbleichte. Hier war ein Mann dicht dran an der Erkenntnis, welche unser Leben mit den besten Ehemännern von allen auf einen unermeßlichen Kompliziertheitsgrad katapultieren könnte. Um es kurz zu machen, denn wir haben ja auch Männer in unserer Runde, Franzi ist ein Hund und dem Herrchen wird durch eine Fee, so nennen die Männer gern diejenigen Frauen, welche ihre Wünsche sofort und uneingeschränkt Realität werden lassen, der langgehegte Wunsch erfüllt, die Sprache des mit ihm in engster Vertrautheit lebenden Wesens wirklich zu verstehen.
Kurz und gut, Franzi, diese dumme Göre, verhilft ihm zu der Erleuchtung, dass nicht sie ihm aufs Wort folgt, sondern, dass statt dessen er ihr perfekt ausgebildetes Herrchen ist. Und so plappert sie und plappert alles aus. Wenn sie Appetit auf köstliche Speisen hat, so stellt sie sich auf die Hinterbeine und wedelt mit dem Schwanz. Sofort bekommt sie das Beste seiner Küche. Möchte sie ausgehen, so reibt sie ihr Hinterteil zärtlich an seinem Bein, woraufhin er unverzüglich aus seiner Ruhestellung aufspringt und in wenigen Sekunden zum Ausgehen bereit ist. Falls sie ihre Ruhe haben möchte, so legt sie ihm ständig einen Knüppel in den Weg bis er schließlich, ermattet vom ewigen Wegwerfen und Aus-dem-Weg-Räumen des Hindernisses, zu seinem Sessel strebt und dort in süßen Schlaf versinkt.
Mir wurde sofort der hier gewählte Fabelcharakter klar. Erst bringt er seine Franzi auf den Hund und infiltriert dann die Männerwelt mit seiner hochbrisanten Erkenntnis. Diese Geschichte, so wurde mir unvermittelt bewußt, ist eine versteckte Warnung eines Mannes an alle übrigen Lads. Auch noch versteckt, was schließlich ja heißen muß, dass dem männlichen Autor klar ist, dass wir Frauen das drohende Desaster ahnen und uns darauf einstellen werden, sobald uns seine Botschaft erreicht. Deshalb steckt er seine Franzi in ein Hundekostüm und verbirgt seine Erkenntnis hinter Synonymen. Macht Euch klar, was das bewirken könnte! Unsere Lads, die praktisch überhaupt nicht quietschen, würden sich nicht mehr als Herren der Lage fühlen. Mehr noch, sie würden glauben, dass wir ihre Geschicke lenken. Was wir ja auch tun, aber müssen sie sich dessen bewußt werden? Was würde dann passieren? Ich sag es Euch, sie würden so elendig quietschen, dass es nicht nur für uns, sondern auch für sie unerträglich würde.
Ich kann an dieser Stelle nur Eines raten. Lasst sie nicht das Bücherregal abstauben und stellt solche Bücher nicht zu Whisky-Führern oder so etwas. Packt sie zu Kosmetik- und Wellness-Führern, denn dort schauen unsere Lads sowieso nicht hin. Wenn Ihr diesen Kitsch nicht habt, dann kauft ihn Euch, je mehr, desto besser. Dann, und nur dann, können wir unsere besten Ehemänner von allen so behalten, wie sie sind. Und das ist allemal die Mühe wert.
Lassies, be up on Your feet and join me in the
Toast to our Lads!