2009 Toast To The Lassies

Bernd Horlbeck, 2009

Liebe Robert Burns Gäste,

bevor ich mich der Aufgabe widme, systematisch und zielgerichtet auf eine mehr oder weniger umfassende Würdigung unserer Lassies zuzusteuern, möchte ich es nicht versäumen, meinen Dank insbesondere an diejenigen Lassies zu richten, die auf so augen- und gaumenscheinliche Weise zum Zustandekommen dieses Suppers beigetragen haben, oder genauer, die aus diesem Abend überhaupt erst ein Supper gemacht haben.

Special thanks to Patricia and Eri!

Da wir am Ende eines jeden Toasts zum Whisky-Glas greifen dürfen, bin ich angehalten worden, mich nicht in langen Sätzen zu verlieren.  – I’ll do my very best!

An den Anfang will ich einfach die Frage stellen: Was wäre denn, wenn wir unsere Frauen nicht hätten? – Da ich jetzt keine persönlichen, selbstzerstörerischen Äußerungen hören will, die Sie später bereuen könnten, meine Herren, versuche ich eine angemessene Antwort selbst zu geben. – Be quiet.

Von den Briten, und wenn man Colin fragt, wahrscheinlich sogar von den Schotten, stammt der Satz:

„A woman can make an average man great, and a great man average.“
(Eine Frau kann einen mittelmäßigen Mann zu einem großen machen, und einen großen Mann
mittelmäßig.)

Was sagt uns das? Es sagt zum Beispiel, dass Robert Burns nicht der geworden wäre, den wir heute feiern, wenn da nicht seine Lassies gewesen wären. Und es waren reichlich. Leider unterstützt uns die moderne westliche Gesellschaft nicht gerade dabei, eine derartige Größe zu erlangen. Aber zu unserem Trost: Es gibt auch noch andere Aspekte. So verhelfen uns unsere Lassies auch zu respektabler Größe, indem sie uns ergänzen, also unsere wenigen Defizite kompensieren. Nehmen wir den Umgang mit unseren Kindern. Eine Frau weiß alles über ihre Kinder, sie kennt ihre Freunde, kennt ihre Wehwehchen, weiß den nächsten Zahnarzttermin, kennt ihr Lieblingsessen, ihre Hoffnungen und Träume. Ein Mann ist sich vage der Anwesenheit einiger kleiner Menschen in seinem Hause bewusst. Oder vergegenwärtigen wir uns ihre Fähigkeit, in den kompliziertesten Dingen die Übersicht zu behalten. Ein Mann hat sechs Dinge in seinem Badezimmer, eine Zahnbürste, Zahnpaste, einen Rasierapparat, ein Stück Seife, einen Kamm und ein Handtuch aus dem Holiday Inn. Die mittlere Anzahl der Dinge, die eine Frau gewöhnlich in ihrem Badezimmer ihr Eigen nennt ist nach letzten mir bekannten Berechnungen 337 und ein Mann kann die meisten davon nicht einmal dem Namen nach identifizieren. Oder ihr Organisationstalent. Ein Mann wird gewöhnlich als erfolgreich angesehen, wenn er in der Lage ist, mehr Geld zu verdienen als seine Frau ausgeben kann. Eine erfolgreiche Frau dagegen ist in der Lage, so einen Mann für sich aufzutreiben. Unser schwerwiegendstes Defizit ist allerdings unser Umgang mit Informationen. Auf diesem Gebiet sind Frauen unschlagbar. Für einen Mann besteht Information schlicht darin, Kenntnis aller zur Lösung einer bestimmten Aufgabe notwendigen Details zu erlangen. Fertig. Eine Frau hingegen versteht unter Information die Erlangung von Kenntnissen aller nur möglichen Details über alle nur möglichen Vorgänge, und das unausgesetzt und in der maximal erlangbaren Detailtiefe.  Dadurch ist sie natürlich gezwungen, wesentlich ausgedehntere Kommunikation zu betreiben als ein Mann. Aber sie stellt sich dieser Aufgabe, sammelt und speichert beständig Informationen für uns und updated unseren Wissensstand noch bevor wir einen entsprechenden Wunsch äußern können, ja bevor wir uns überhaupt bewusst werden, dass wir ihn haben.
Ein Beispiel. Stellen wir uns einen Mann am Samstagnachmittag bei der Verfolgung eines Bundesligaspiels am TV-Gerät vor. Er hält es für seine Aufgabe, zu ermitteln, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass dieses Jahr, sagen wir der VfL Wolfsburg Deutscher Meister wird. Dazu sammelt er den benötigten Input durch kritische Bewertung des aktuellen Spiels und derjenigen aller konkurrierenden Mannschaften.  Seine Frau hingegen liefert ihm darüber hinaus Informationen über alle möglichen, auf dem Markt erhältlichen Küchenmöbel, Einrichtungshäuser, Architekten inklusive Kosten, verfügbaren Terminen etc. Das ist ein dringend benötigtes Update!  Wir wissen es nur noch nicht, da wir noch keine Ahnung davon haben, dass wir in spätestens drei Monaten in einer dem Erdboden gleich gemachten Küche stehen werden und keinen Schimmer haben werden, wie man dort je wieder genießbare Speisen zubereiten soll. Die Frau weiß es. Sie nutzt die ihr zur Verfügung stehenden Informationen, uns die gähnende Kluft zwischen der vorhandenen Küche und dem gegenwärtigen Stand von Wissenschaft und Technik vor Augen zu führen.
Warum ist dies so? Spätestens seit es Caveman gibt, können wir es präzise formulieren: Wir Männer sind von Natur aus Jäger, unsere Frauen aber sind Sammlerinnen.
Wir erlegen und erledigen ein Problem. Danach lehnen wir uns zurück und sehen was passiert. Unsere Frauen jedoch sammeln, ordnen, hüten, pflegen unsere Wunden. Das ist die Natur. Und sie hat es offensichtlich gut mit uns gemeint, dass sie uns diese Frauen zur Seite gegeben hat.

Gentlemen! Be up, on your feet, and join me in a Toast to the Lassies!
To the Lassies!