Burns Supper 2010
Wieder Januar, wieder Burns Supper, unser zweites! Die allgemein gute Annahme des ersten hatte unsere Erwartungen übertroffen. Nun wollten wir mit der Fortsetzung dem Anfangserfolg natürlich nicht nachstehen. Ob uns das gelungen ist, müssen die Gäste entscheiden. Nach dem bisherigen Feedback zu urteilen, hat es nicht nur uns, sondern auch den Gästen richtig Spaß gemacht.
Der große Moment des Suppers (s. Bild) wurde dieses Jahr von Pipe Major Ulrich Jäger vorbereitet, in dessen Gefolge Olaf (mit Haggis) und Patricia (mit strahlendem Lächeln) den Helden des Abends präsentierten, Ehrengast Andrea Lüneburg trug die Address To A Haggis vor und Patricia assistierte beim Anschnitt des Schafsmagens mittels der so gefährlichen Waffe auf souveräne Art.
„Auf keinen Fall unter Zeitdruck kommen …“, das hatten wir aus dem letzten Jahr gelernt. In Umsetzung dieser Erkenntnis begannen wir dieses mal auch bereits frühzeitig, einen so präzisen Ablauf zu erarbeiten, dass wir hervorragende Chancen hatten, unsere Flexibilität bei kurzfristig notwendigen Änderungen unter Beweis stellen zu müssen. Das ist, glaube ich, was wir seit Anfang an am besten können: Die Balance auf dem schmalen Grat zwischen den Zuständen der Beherrschung einer Veranstaltung und dem Beherrschtwerden von einer Veranstaltung. Den ersten Zustand planen wir bis zum Beginn des Abends und den zweiten versuchen wir zu vermeiden sobald wir begonnen haben. Manche behaupten, dass gerade das, das eigentliche ‚Clansmen-Feeling‘ ist, die Ungezwungenheit, die ein bisschen etwas von einer Familienfeier hat. Damit das auch genau so funktioniert, haben wir ein probates Mittel: Chairman ist Colin.
Nach dem Pipe In The Guests, bei dem in großer Zeremonie, angeführt von den Brunswiek Pipes & Drums in imponierendem Auftritt, die Ehrengäste an ihren Tisch geleitet worden waren, übernahm er die Begrüßung der Gäste und steuerte schnurstracks auf die Haggis Celebration zu. Diese beginnt mit dem Selkirk Grace, welches, Dank unseres Griechen Christos, bei uns sowohl in deutscher als auch in griechischer Sprache intoniert wird. Dann kommt der große Moment des kleinen Dicken! Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen – ich meine den Haggis, präsentiert von Olaf und ihm voran unser Pipe Major Ulrich. Sobald er präsentiert ist, erhält er seine Hymne The Address To A Haggis, in diesem Jahr durch unseren Ehrengast Andrea Lüneburg vom Kulturverein Meinersen. Nach dieser Ehrenerweisung ist er fällig, ein geübter Stoß, geführt von Patricia, und wir haben ihn.
Nach dem Genuss der obligatorischen schottischen Nationalspeisen, Cock-a-Leekie Soup, Haggis, Taddies and Neeps, natürlich mit Whisky-Sauce und Scotish Trifle sowie Oatcakes mit Cheddar, wurde es Zeit für Burns-Poetry (Red, Red Rose, von Heather und Glenn) und die mehr oder weniger ernsten Toasts auf das Staatsoberhaupt (Loyal Toast von Eri, eindeutig ernsthaft), den Dichter Robert Burns (Immortal Memory von Kai, eher ernsthaft, aber locker und mit viel Witz), unsere Damen (Toast To The Lassies von Bernd, nicht so sehr ernsthaft) und auch auf uns Herren (Toast To The Lads von Margret, witzig und wir kommen gut weg).
Das aber war erst der Anfang, auch wenn ein Blick auf die Uhr eher das Gegenteil suggerierte – wir waren hoffnungslos „out of time“, aber wen kümmerte es. Der Klang der Pipes and Drums of Brunswiek ließ solche Kleinigkeiten in den Hintergrund treten. Doch wer sich auf diese harmonisch, kraftvollen Töne eingepegelt hatte, der sollte bald schaudern beim Wimmern der Geister und beim Schrei der Eulen vor dem schaurigen Hintergrund der nächtlich düsteren Kirche Alloway. Kein Zweifel, Tam O’Shanter war im Nahen (Warlocks und Hexen im Gefolge), untermalt von den Karikaturen Joseph Shearers zu Tam O’Shanter, welche wir kurz vorher hatten auftreiben können. Während Bernd den „echten Tam“ präsentierte, wurde er in der Programmrubrik „Lost Manuscripts“ zur handelnden Figur in Wilhelms Shanter-Persiflage „Der lange Weg nach Ohof“, welche mindestens genau so gut aufgenommen wurde wie old Tam. Da wurden durchaus Potenziale offenbart!
Wer bis dahin noch keine Gelegenheit hatte, seine Talente und Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, der hatte nicht nur die Möglichkeit, ein Burns Cottage nach fachmännischer Vorlage unseres Architekten Colin in eigener Handarbeit zu errichten, sondern er konnte auch seine Tam O’Shanter-Sachkenntnis beim Shanter-Quiz unter Beweis stellen, was offenbar gar nicht so leicht war, denn wie hieß doch gleich Tam’s Weib, Nancy oder Kate und wie hieß sein Pferd? Das beste Grundwissen legte jedenfalls der Clan Wallace an den Tag, der den Wettbewerb mit einem Zehntel Punkt Vorsprung für sich entscheiden und den als Preis ausgesetzten Robert Burns Whisky (Arran) in Empfang nehmen konnte.
Den offiziellen Abschluss des Abends bildete wieder Auld Lang Syne, dieses Jahr natürlich mit Pipe-Begleitung. Doch wie immer ist dies nur der offizielle Abschluss …